Hämorrhoiden – was tun, wenn es juckt, brennt und schmerzt?

Haemorrhoiden können Beschwerden verursachen.

Die gute Nachricht vorneweg, wir alle haben Hämorrhoiden. Nur bemerken wir sie erst, wenn wir damit Beschwerden haben. Rund 50% der schwangeren Frauen leiden an Hämorrhoiden. Die Beschwerden treten vermehrt im 3. Trimester auf. Dann drückt das Gewicht des ungeborenen Babys noch zusätzlich auf den Beckenboden und den dazugehörigen Schliessmuskel des Anus. Oft entstehen Hämorrhoiden aber auch erst unter der Geburt und bilden sich dann in den ersten Wochen nach der Geburt häufig von alleine zurück. In diesem Artikel gibt einige Hintergrundinformationen, Präventions- und auch Behandlungstipps.

 

Bei einer vaginal operativen Geburt, einer sogenannten Vakuumgeburt oder Zangengeburt, erhöht sich ebenso das Risiko, dass sich Hämorrhoiden bilden. Rund 27% der Frauen nach einer vaginal operativen Geburt leiden bereits im Wochenbett daran. Im Vergleich dazu leiden nur 7% der Frauen nach einem geplanten Kaiserschnitt an Hämorrhoiden.

 

Das Risiko für Hämorrhoidenbeschwerden steigt mit dem zunehmenden Alter der Frau und der Anzahl Schwangerschaften. Auch genetische Veranlagungen für Bindegewebsschwächen und Übergewicht führen vermehrt zur Hämorrhoidenbildung. In der Schwangerschaft erhöht sich dieses allerdings aufgrund des Hormons Progesteron. Progesteron lockert das Gewebe, die Gefässe, den Beckenboden und die Muskulatur auf, um Platz für das wachsendes Baby zu schaffen. Zusätzlich wächst die Gebärmutter und führt zu mehr Druck nach unten auf den Beckenboden.

 

Haemorrhoiden sind schmerzhaft.

 

In der Schwangerschaft leiden viele Frauen an Verstopfungen, was die Bildung von Hämorrhoiden ebenfalls begünstigen kann. Und schliesslich kann das Mitdrücken in der Austreibungsphase bei der Geburt dazu führen, dass sich schmerzende Hämorrhoiden bilden. Oft bilden sich diese jedoch in der Wochenbettzeit zurück.

 

Bevor ich tiefer ins Thema gehe, ist es mir wichtig, dir folgendes mit auf den Weg geben: Wenn du während oder nach der Schwangerschaft betroffen bist, sprich das Thema offen bei deiner medizinischen Fachperson (Hebamme, Gynäkolog*in etc.) an. Eine rechtzeitige Behandlung kann sich positiv auf den Verlauf auswirken.

 

Was genau sind Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden sind stark durchblutete Gefässpolster. Sie befinden sich in der Schleimhaut am Ende des Darms. Sie dichten gemeinsam mit dem Schliessmuskel, der zur Beckenbodenmuskulatur gehört, den After ab. Wir alle haben also Hämorrhoiden. In der Gesellschaft wird aber oft dann von Hämorrhoiden gesprochen, wenn sie uns Beschwerden verursachen. Dies geschieht, wenn sich die Gefässpolster vergrössern und eventuell vor dem After hervortreten, ähnlich wie bei Krampfadern. Hämorrhoiden werden in 4. Schweregrade unterteilt:

Haemorrhoiden Grad 1

1. Grad

  • Die Hämorrhoiden sind klein und äusserlich nicht sichtbar.
  • Oft keine Schmerzen vorhanden.
  • Manchmal hellrote Blutungen beim Stuhlgang.

 

Haemorrhoiden Grad 2

2. Grad

  • Die Knoten (Hämorrhoiden) sind grösser, treten beim Stuhlgang vor den After, ziehen sich dann aber von selbst zurück.
  • Das Milieu rund um den After ist evtl. feucht, da der Darmausgang nicht mehr richtig abdichtet.
  • Juckreiz, brennen, Ekzeme, Blutungen und Schmerzen können beim Stuhlgang auftreten.

 

Haemorrhoiden Grad 3

3. Grad

  • Die Knoten treten beim Stuhlgang vor den After, lassen sich mit den Finger zurückschiebe, ziehen sich aber nicht mehr von selber zurück.
  • Starke Schmerzen, Blutungen, Schleimabgang und Stuhlschmieren.

 

Haemorrhoiden Grad 4

4. Grad

  • Die Knoten liegen dauerhaft vor dem After und lassen sich nicht mehr zurückschieben.
  • Der After schliesst nicht mehr richtig.
  • Stuhlinkontinenz, starke Schmerzen, Juckreiz, Blutungen und Fremdkörpergefühl.

 

Prävention

Hämorrhoiden können teilweise vorgebeugt werden. Achte während und nach der Schwangerschaft (in der Rückbildungszeit) auf Folgendes:

  • Vermeide Verstopfungen, achte auf eine ballaststoffreiche Ernährung und genügend Flüssigkeitszufuhr.
  • Vermeide langes Sitzen, versuche dich regelmässig zu bewegen (hilft ebenfalls bei Verstopfungen).
  • Trainiere deinen Beckenboden.
  • Vermeide unbedingt schweres Heben (auch in Verbindung mit Pressatmung).
  • Sorge für Entspannung auf dem WC. Sitze beim Wasserlösen aufrecht, runde Haltung beim Stuhlgang, kein Pressen, nicht vorsorglich auf die Toilette gehen, nur weil du das Haus verlässt. Nach dem Toilettengang Körperöffnungen (besonders Afterschliessmuskel) verschliessen.

Wie kann ich den Beckenboden auf der Toilette entlasten?

Behandlung

Verstopfung vermeiden

Bewege dich regelmässig, sorge für ballaststoffreiche Ernährung und trinke genügend ungezuckerten Tee oder Wasser. Vermeide einen übermässigen Konsum von Alkohol, Kaffee und scharfen Speisen.

Tipp: geschrotete Leinsamen regulieren den Stuhlgang auf natürliche Weise. Rühre sie in einen Joghurt und gib ein klein wenig Leinöl hinzu.

 

Hygiene

Achte auf eine gute Hygiene auf der Toilette. Verwende keine Feuchttücher, da diese die Afterschleimhaut reizen können. Spüle stattdessen mit Wasser und tupfe sanft ab.

 

Kühlen

Bei Juckreiz und Brennen hat man sofort das Bedürfnis zu kratzen. Dies sollte unbedingt vermieden werden, da sich dadurch die Beschwerden verstärken. Kühlmittel lindern den Juckreiz und das Brennen kurzfristig bei Hämorrhoiden niederen Grades, da das Kühlen zu einer Gefässverengung führt – quasi als Soforthilfe. Die akuten Schmerzen werden stärker gelindert als beim Wärmen.

Tipp: Wattebausch mit kaltem Quark bestreichen und auf den Anus legen. Einweghandschuhe mit Wasser füllen und in den Tiefkühler legen. Diese Eisfinger an der juckenden und brennenden Stellen platzieren. Achtung: Eis dabei nie direkt auf die Haut legen sondern immer in Küchentuch/-papier eingepackt. Sonst läuft man Gefahr von Kälteverbrennung oder Verunreinigungen, die eine Entzündung begünstigen.

Der Effekt der Kühlung nennt sich Vasokonstruktion. Das bedeutet, dass sich die Gefässe zusammenziehen und der Blutfluss reduziert wird. Dies wiederum lässt die Hämorrhoiden abschwellen, da nun die engen Gefässe weniger Wasser in die umliegenden Gefässe austreten lassen.
Nach der Kühlung nimmt der Blutfluss allerdings wieder zu. Bei einer normalen Verletzung führt der gesteigerte Blutfluss dann dazu, dass die Abwehrzellen leichter in die entzündete Region gelangen können.
Grundsätzlich gilt es das anzuwenden, was persönlich Linderung verschafft. Um auf Nummer sicher zu gehen, verwende Kühlpads, kalte Sitzbäder oder Quarkwickel.
Das Wärmen bei hochgradigen Hämorrhoiden gehört eher zu einer langfristigen Therapie:
  • Schliessmuskel wird entspannt und Hämorrhoiden treten weniger stark aus
  • Juckreiz wird gelindert
  • Analhygiene wird verbessert

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Salben

Mittels Salben kannst du die Beschwerden oft langfristiger lindern. Lass dir eine Salbe von deiner Hebamme oder deinem Arzt verschreiben und trage sie dünn auf die betroffene Stelle auf.

Tipp: Du kannst auch eine eigene Salbe herstellen:
30 g Schafgarbenblüten
30 g Himbeerblätter
150 – 200 g Kokosfett

 

Schmelze das Kokosfett in einer Pfanne, füge die Blüten und Blätter hinzu und lasse sie für 30 Minuten mitkochen. Siebe sie danach durch ein Tuch direkt in ein verschliessbares Gefäss und lass die Salbe abkühlen. Du kannst sie danach gut im Kühlschrank aufbewahren, dann hast du zusätzlich noch eine kühlende Wirkung.

 

Sitzbäder

Sitzbäder führen dazu, dass die Symptome bei einer beginnenden Entzündung gelindert werden. Zudem ziehen sich dadurch die Hämorrhoiden etwas zusammen.

Tipp: Verwende die Wirkstoff Hamamelis (gibt es oft als Salbe in der Apotheke). Rühre einen Teelöffel in körperwarmes Wasser ein und setze dich für 10 Minuten hinein. Du kannst auch Sitzbäder mit Löwenzahnkraut, Lavendelblüte, Schafgarbe oder Eisenkraut machen.

 

Hämorrhoiden und Sport

Regelmässige Bewegung ist bei Hämorrhoiden sinnvoll. Verstopfungen werden vermieden und beim richtigen Training der Beckenboden gestärkt. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die bei Beschwerden aufgrund von Hämorrhoiden beachtet werden sollten:

DOS:   

  • Walking
  • Wandern
  • Gymnastik
  • Pilates
  • Yoga
  • Langlauf
  • Inlineskating

 

Kombiniere folgende Sportarten mit gezielten Beckenbodentraining:

 

DON’TS

  • High Impact Sportarten, wie z.B. Aerobic oder Seilspringen
  • Stop and go Sportarten, wie z.B. Volleyball oder Fussball
  • Krafttraining mit sehr hohen Gewichten

Diese Sportarten beanspruchen deinen Beckenboden stark. Oft wird dabei der Druck auf den Beckenboden und somit die Hämorrhoiden kurzfristig stark erhöht und die Hämorrhoiden schwellen an. Diese Sportarten sind nicht absolut verboten. Wichtig ist, hier achtsam zu sein, wie es sich für deinen Körper und die Hämorrhoiden anfühlt.  Achte dabei einfach besonders auf deinen Körper.

 

Abschliessend ist es wichtig zu wissen, dass bei Beschwerden aufgrund von Hämorrhoiden eine regelmässige Kontrolle beim Arzt empfohlen ist. So können Komplikationen wie Analfissuren, Abszesse oder Fisteln frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden.

 

Dieser Artikel ist von Sophie Wanner. Sophie ist Hebamme und Aromatherapeutin.
Für rund∞fit schreibt sie Artikel aus ihrem Fachbereich.

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Quellen:

Bick D., MacArthur C., Knowles H., Winter H. (2004). Evidenzbasierte Wochenbettbetreuung und -Pflege. Praxishandbuch für Hebammen und Pflegende. Verlag Hans Huber.

Geist G., Harder u., Stiefel A. ( 2007). Hebammenkunde. Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates.

https://www.haemorriden.net/alltag/sport/

https://www.lillydoo.com/chde/magazin/haemorrhoiden

https://www.swissmom.ch/de/schwangerschaft/beschwerden-von-a-z/haemorrhoiden-9968

https://www.haemorrhoiden-wissen.de/haemorrhoiden/verhalten/

https://haemorrhoiden-hilfsmittel.de/haemorrhoiden-kuehlen-waermen/

https://hallohebamme.de/haemorrhoiden/

Über die Autorin Sophie Wanner

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