Die Beckenendlage, auch Steisslage genannt, betrifft nur wenige Schwangere – etwa drei bis fünf Prozent aller Babys liegen am Ende der Schwangerschaft mit dem Po nach unten. Wenn du zu diesen Frauen gehörst, tauchen plötzlich viele Fragen auf. Kann sich mein Baby noch drehen? Kann ich etwas unterstützen? Bedeutet das automatisch einen Kaiserschnitt?
Was bedeutet Beckenendlage (BEL)?
Bei der Beckenendlage sitzt das Baby im Bauch – also genau andersherum als bei der Schädellage. Das Köpfchen liegt oben, während der Po oder manchmal auch die Füsschen nach unten zeigen. Viele Babys liegen in der Schwangerschaft zunächst so, und das ist völlig normal. Erst gegen Ende, etwa ab der 32. Woche, wird es relevant.
Eine Beckenendlage bis zur 32. Schwangerschaftswoche ist völlig normal und die werdenden Eltern sollten bis zu diesem Moment möglichst versuchen, entspannt zu bleiben.
Viele Kinder drehen sich erst kurz vor der Geburt – manchmal erst in der 36. oder gar 37. Woche.
Beckenendlage ist erst ein Thema, wenn es soweit ist
Stefanie hat in der 2. Schwangerschaft selber die Situation der Beckenendlage erlebt. Aktiv hat sich Stefanie mit Akupunktur und Moxibustion (Moxen) befasst, die Brückenposition ausgeübt und immer wieder mit dem Baby im Bauch gesprochen. Ihr Sohn hat sich 3 Wochen vor der Geburt noch gedreht – aber was hat nun geholfen?
“Habe ich etwas falsch gemacht, dass mein Baby in der Beckenendlage ist?” – diese Frage hat sich Stefanie immer wieder gestellt. War vielleicht der Kopfstand in der Schwangerschaft doch keine gute Idee?
Mögliche Ursachen der Beckenendlage
Bis heute gibt es keine klaren Ursachen, warum manche Babys sich nicht drehen. In manchen Fällen kann die Gebärmutterform, eine tief sitzende Plazenta oder eine etwas kürzere Nabelschnur eine Rolle spielen. Häufig ist es aber einfach die individuelle Art, wie sich dein Baby wohlfühlt.
Wichtig ist, zu wissen: Du hast nichts falsch gemacht. Keine Yoga-Übung, kein Spaziergang, keine Bewegung im Alltag kann eine Beckenendlage „verursachen“. Dein Baby wählt seine Position selbst – manchmal bleibt es einfach lieber sitzen.
Als Schwangere kannst du eigentlich nichts falsch machen
Es gibt keine sportliche Übung und Position, die eine Steisslage verursachen und fördern kann. Es ist einfach so – und genau diese Situation ist oftmals schwierig zu verstehen und auch zu akzeptieren. Eine Mutter kann nichts dafür und es ist von aussen nicht steuerbar! Es gibt Übungen und Möglichkeiten, die eine Schädellage begünstigen und eine Drehung aktivieren, jedoch ist es kaum messbar, was am Schluss eine mögliche Drehung beeinflusst hat.
Wenn sich das Ungeborene erst einmal in die Schädellage gedreht hat, dreht es sich nur äusserst selten wieder in eine Beckenendlage zurück. Dann wird von einer sogenannten “instabile Kindslage” gesprochen.
Was tun, wenn in der 35. Schwangerschaftswoche noch eine Beckenendlage besteht?
Wenn du in der 35. Woche erfährst, dass dein Baby mit dem Po nach unten liegt, ist das zunächst kein Grund zur Beunruhigung. Noch ist Zeit. Manche Babys drehen sich von selbst – manchmal sogar kurz vor der Geburt.
In dieser Phase kannst du dein Kind sanft unterstützen: zum Beispiel regelmässig kurze Entspannungsübungen machen, in denen du die Knie-Ellenbogen-Position einnimmst oder dein Becken etwas höher lagerst, um dem Baby Raum zu geben.
In diesem Video findet du eine Übungssequenz mit Melanie, unserer Yoga-Expertin bei rund∞fit.
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Auch das bewusste Atmen und Visualisieren kann hilfreich sein. Viele Frauen sprechen in dieser Zeit mit ihrem Baby oder nutzen leise Musik oder Lichtreize im unteren Bauchbereich, um den „Weg nach unten“ anzudeuten.
Unterstützend können Akupunktur oder Moxibustion sein – eine Wärmebehandlung am kleinen Zeh (Punkt BL 67). Idealerweise sollte man damit nicht zu spät beginnen, ab etwa der 34. Woche ist ein guter Zeitpunkt. Auch Hypnose oder gezielte Entspannung können helfen, Vertrauen und Gelassenheit zu stärken.
Wichtig ist, dass du ruhig bleibst. Stress und Druck erschweren oft eher die Drehung. Gib dir und deinem Baby Zeit – manchmal braucht es einfach nur Geduld.
Auch eine äussere Wendung kann eine Möglichkeit sein:
Die äussere Wendung – medizinisch „äussere Wendung aus Beckenendlage“ oder „External Cephalic Version (ECV) – ist ein bewährtes Verfahren, um ein Baby vorsichtig in die Schädellage zu bringen. Dabei versucht die Ärztin oder der Arzt, das Kind von aussen über die Bauchdecke in eine Vorwärts- oder Rückwärtsrolle zu führen.
Der Eingriff wird meist in der 36. bis 37. Schwangerschaftswoche durchgeführt, wenn das Baby bereits gross genug, aber noch beweglich ist. Vor und während der Wendung werden die Herztöne des Babys per CTG überwacht, zusätzlich erfolgt eine Ultraschallkontrolle, um Lage, Nabelschnur und Plazenta zu beurteilen.
Zur Vorbereitung erhält die werdende Mutter oft ein wehenhemmendes Medikament, das die Gebärmutter entspannt und so die Drehung erleichtert. Manche Frauen empfinden die Wendung als ungewohnt, aber nicht schmerzhaft – sie wird meist eher als Druckgefühl wahrgenommen.
Die Erfolgsrate liegt im Durchschnitt bei 50-60 %, bei Frauen, die bereits geboren haben, sogar bei bis zu 80 %. Nach der Wendung bleibt das Baby in den meisten Fällen in der Schädellage.
Wichtig: Die äussere Wendung wird nur in Spitälern mit geburtshilflicher Erfahrung durchgeführt, da sofort reagiert werden kann, falls das Baby Stresszeichen zeigt. Ernsthafte Komplikationen sind jedoch sehr selten.
Wenn du über eine Wendung nachdenkst, sprich frühzeitig mit deinem Geburtsteam. So kannst du Vertrauen aufbauen und die Entscheidung in Ruhe treffen.
Aktuelle Erkenntnisse: Was sagt die Wissenschaft?
In den letzten Jahren hat sich viel verändert, was den Umgang mit Beckenendlagen betrifft. Lange galt: Liegt das Kind nicht mit dem Kopf nach unten, muss ein Kaiserschnitt gemacht werden. Doch neue Studien zeigen, dass dies nicht immer nötig ist.
Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, kann auch eine vaginale Geburt in Beckenendlage sicher möglich sein. Entscheidend ist, dass das Baby nicht zu gross ist, das Becken der Mutter gut passt und ein erfahrenes Team die Geburt begleitet.
Internationale Leitlinien (z. B. 2024 in der Fachzeitschrift Midwifery) empfehlen heute, Frauen mit Beckenendlage individuell zu beraten und sie in ihrer Entscheidung zu bestärken. Besonders wichtig ist dabei die kontinuierliche Hebammenbegleitung, die Vertrauen schafft und Sicherheit gibt.
Auch die äussere Wendung, also der Versuch, das Baby von aussen in die Schädellage zu drehen, wird mittlerweile in allen drei Ländern (Schweiz, Deutschland, Österreich) als sichere und wirksame Methode angesehen – vorausgesetzt, sie wird in einem erfahrenen Spital durchgeführt. In über der Hälfte der Fälle gelingt die Drehung, bei Mehrgebärenden sogar in bis zu 80 Prozent.
Wie unterscheiden sich Schweiz, Deutschland und Österreich?
Die Grundprinzipien sind in allen drei Ländern ähnlich, aber die Praxis variiert leicht. In der Schweiz bieten viele Spitäler spezialisierte Sprechstunden für Beckenendlage an. Hier werden Wendungen meist ab 36+0 SSW durchgeführt, und auch vaginale Geburten aus Beckenendlage sind in erfahrenen Spitäler möglich. In Deutschland gilt Ähnliches – nahezu alle Kliniken bieten Wendungen an, und in vielen grossen Geburtszentren (z. B. Unikliniken) können Frauen auch spontan in Beckenendlage gebären, wenn alle Voraussetzungen passen. In Österreich hängt die Vorgehensweise stark vom jeweiligen Krankenhaus ab, aber auch hier sind Wendungen und vaginale Beckenendlage-Geburten etabliert. Wichtig ist in allen Ländern, frühzeitig Kontakt zu einer Klinik aufzunehmen, die mit dieser Geburtslage Erfahrung hat.
Beckenendlage ≠ Kaiserschnitt-Geburt
Eine Beckenendlage bedeutet nicht automatisch Kaiserschnitt. Wenn dein Baby günstig liegt, das Becken ausreichend Platz bietet und das Team erfahren ist, kann eine vaginale Geburt eine Option sein. Eine Spontangeburt ist möglich, sollte aber im Spital genau vorbesprochen werden, um Risiken auszuschliessen. Achtet bei der Spitalwahl daher, welches eine spontane Beckenendlage-Geburt anbietet. Nach der 35. Schwangerschaftswoche solltest du mit der/m behandelten Ärztin / Arzt eine Geburt in der Beckenendlage besprechen.
Ja, du hast die Wahl! Ein Baby in der Beckenendlage bedeutet nicht automatisch eine Kaiserschnitt-Geburt!
Bei einer Spontangeburt aus Beckenendlage muss Folgendes beachtet werden:
Vor der Entscheidung wird häufig ein Becken-MRI empfohlen, um sicherzustellen, dass der Kopf deines Babys gut passieren kann. Während der Geburt ist eine kontinuierliche Überwachung der Herztöne wichtig. Besonders bewährt haben sich aufrechte oder Vierfüssler-Positionen, weil sie den Geburtsverlauf unterstützen und dem Baby Raum geben.
Eine Geburt in einem Geburtshaus oder zu Hause ist bei Beckenendlage nicht möglich, da sie medizinisch als Risikogeburt gilt. Dennoch kann auch eine Spitalgeburt sehr persönlich und kraftvoll sein – mit der richtigen Vorbereitung, dem passenden Team und Vertrauen in dich selbst.
Nach der Geburt einer Beckenendlage
Nach einer Steisslage-Geburt empfiehlt es sich, dein Baby von einer Osteopathin oder einem Craniosacral-Therapeuten untersuchen zu lassen. Durch die besondere Lage im Bauch oder den Geburtsverlauf kann eine sanfte Nachbehandlung helfen, Spannungen zu lösen.
Und für dich gilt: egal ob Kaiserschnitt oder vaginale Geburt – nimm dir Zeit zur Erholung. Dein Körper hat Grosses geleistet.
Weil der Heilungsprozess nach einer Bauchgeburt (Kaiserschnitt) ein anderer ist, als nach einer vaginalen Geburt, bieten wir dir zwei kostenlose Wochenbettkurse an.

Unser Fazit
Du hast nichts falsch gemacht, wenn dein Baby in der Beckenendlage liegt. Es gibt Möglichkeiten, um das Baby zum Drehen zu motivieren. ABER: Diese führen nicht zwingend zur Drehung. Manchmal ist die Beckenendlage auch anatomisch bedingt.
Es gibt verschiedene Wege, wie ihr beide euren Weg zur Geburt findet – sanft, sicher und gut begleitet. Manche Babys drehen sich noch, andere bleiben sitzen – beides ist in Ordnung.
Quellen
- Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG): Leitlinie zur äusseren Wendung bei Beckenendlage, 2023.
- DGGG – Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: Leitlinie „Beckenendlage am Termin“, 2024.
- Universitätsspital Zürich (USZ): Beckenendlagen-Geburt & Äussere Wendung, 2024.
- Reitter, A. et al. (2024): Consensus-based recommendations for care of women with breech presentation. ScienceDirect, Midwifery Journal.
- Menticoglou, S. et al. (2023): Management of Breech Presentation. BJOG.
- ResearchGate (2020): Current Approach for External Cephalic Version in Germany.
- Breech Without Borders (2023): Best Practice Guidelines for Vaginal Breech Birth.
- Spital Thun (2024): Geburt in Beckenlage – ebenso sichere Geburt.



