Geburtsverletzungen – Dammvorbereitung und Pflege im Wochenbett

rund8fit. Dammvorbereitung und Geburtsverletzung

Dammvorbereitung? Vielleicht hast du auch schon davon gehört, dass man seinen Damm vor der Geburt vorbereiten soll, damit dieser bei der Geburt nicht reisst. Doch was ist eigentlich der Damm und was bedeutet es, diesen für die Geburt vorzubereiten?

Der Damm ist der Bereich zwischen der Vagina und dem After. Dieser kann während der Geburt, hauptsächlich beim Durchtreten des Kopfes, einreissen. Um die Wahrscheinlichkeit des Reissens zu vermindern, kann der Damm vor der Geburt vorbereitet werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Sitzbad, Dammmassage, Tee, und verschiedene „Helferlein“.

rund8fit. Geburtsverletzungen

 

Möglichkeiten zur Dammvorbereitung

Jedoch gibt es bei keiner der Vorbereitungsmassnahmen eine Garantie, dass ein Riss verhindert werden kann. Wichtig dabei ist, dass man bei der Vorbereitung ein gutes Gefühl hat und sich dadurch nicht unter Druck setzen lässt. Sollten die dammvorbereitenden Massnahmen als unangenehm wahrgenommen werden, empfehlen wir darauf zu verzichten. Dein Körper bereitet sich nämlich in den letzten Wochen ganz von allein auf die bevorstehende Geburt vor und lockert unter anderem das Gewebe im Beckenbereich auf.

Für das Sitzbad verwendest du am besten Heublumen, die du zu einem Tee aufgiesst und abkühlen lässt bis es für dich angenehm ist. Durch die Wärme und die Heublumen wird das Gewebe besser durchblutet und geschmeidig. Dies darfst du täglich machen, wenn es für dich angenehm ist. Starten solltest du damit frühestens ab der 35. Schwangerschaftswoche (SSW). Nicht zu empfehlen ist das Sitzbad bei Hämorrhoiden, da sich diese durch die Wärme und die Stauung verschlimmern könnten.

rund8fit. Geburtsvorbereitung mit Heublumen

 

Die Dammmassage kann mit einem reinen Öl, wie z.B. Jojoba-, Oliven- oder Mandelöl durchgeführt werden. Zudem gibt es von verschiedenen Anbietern spezielle Damm-Massageöle mit durchblutungsfördernden Inhaltsstoffen. Massieren darfst du deinen Damm ebenfalls täglich und ab der 35. SSW. Wichtig ist, dass du dich dabei wohl fühlst und es nicht zu einem unangenehmen Tagespunkt wird. Nachfolgend beschreiben wir dir das Vorgehen bei der Dammmassage:

  1. Mach es dir bequem.
  2. Wärme das Öl in deiner Handfläche etwas vor.
  3. Streiche das Öl auf den Damm und massiere es mit kreisenden Bewegungen während 3 Minuten ein.
  4. Führt einen Finger etwa 4 cm in die Scheide ein und dehnt sorgfältig und langsam in Richtung After, bis du ein Ziehen oder Dehnen spürst. Bleib ca. 2 Minuten in dieser Dehnung oder bis du dich daran gewöhnt hast.
  5. Dies wiederholst du einige Tage so.
  6. In den folgenden Tagen kannst du einen zweiten oder dritten Finger dazu nehmen und die Dehnung ausweiten.

 

Zur allgemeinen Geburtsvorbereitung, aber auch Dammvorbereitung gehört der Himbeerblättertee. Er macht das Gewebe elastischer und lockert es auf. Ab der 35. SSW darfst du 1 Tasse täglich trinken und ab der 37. SSW zwei bis drei Tassen.

Für die Dammvorbereitung gibt es mittlerweile auch verschiedene Beckenboden und Geburtstrainer, wie z.B. der EPI-NO oder Aniball. Dieser Silikonballon wird in die Vagina eingeführt und mit einer Handpumpe aufgepumpt. Dadurch wird eine Dehnung des Dammes verursacht und das Durchtreten des Köpfchens am Ende der Geburt simuliert. Damit starten kannst du ab der 38. SSW.

rund8fit. Geburtsverletzungen und Geburtstrainer

Die Geburtstrainer können auch nach der Geburt zur Beckenbodenstärkung verwendet werden. Allgemein kann gesagt werden, dass die Nutzung der Geburtstrainer sehr umstritten ist. Es gibt etwa gleich viele Studien, die eine positive Auswirkung hervorgebracht haben, wie solche, die klar einen negativen Effekt bei der Nutzung aufzeigen. In weiteren Studien konnten weder positive noch negative Effekte, bei der Vorbereitung mit einem Geburtstrainer, herausgefunden werden.

Somit gilt bei der Dammvorbereitung: Alles kann, nichts muss! Hauptsache du fühlst dich bei deiner Entscheidung wohl.

 

 

Geburtsverletzungen

Ob und welche Geburtsverletzung entsteht, ist in erster Linie abhängig von der Dehnungsfähigkeit und Beschaffenheit des Gewebes der Frau, der Grösse des Köpfchens und dem Durchmesser der Schultern des Babys. Dazu kommen Faktoren wie die Position der Gebärenden während der Geburt, die Haltung des kindlichen Köpfchens, vorbestehendes Narbengewebe, geburtshilfliche Interventionen wie eine Vakuum-Geburt und die Dammschutz- und Kopfbremstechnik der Hebamme.

Man unterscheidet bei den Geburtsverletzungen zwischen Verletzungen am Damm (Grad I-IV), in der Vagina oder an den Labien (Schamlippen). Selten gibt es auch Verletzungen am Gebärmutterhals, an der Harnröhre oder an der Klitoris. Diese Verletzungen entstehen spontan, wenn das Köpfchen oder die Schultern geboren werden.

Der Dammschnitt ist ein medizinischer Eingriff, der nur noch sehr selten und bei klarer Indikation durchgeführt wird. Früher wurde die Episiotomie routinemässig angewendet, da man dachte, dass man so den Beckenboden besser schützen kann und die Verletzung besser heilt. In gross angelegten Studien konnte dies jedoch nicht bewiesen werden, weil man festgestellt hat, dass Rissverletzungen besser heilen als Schnittverletzungen.

rund8fit. Geburtsverletzungen

 

Als Gebärende merkt man sehr selten, wenn eine Verletzung entsteht. Und wenn man es spürt, dann wird es oft als erleichterndes Gefühl beschrieben. Dies ist sogar bei einem Dammschnitt der Fall, wenn er korrekt ausgeführt wird. Mach dir also darum keine Sorgen.

Die Geburtsverletzung wird nach der Geburt unter Lokalanästhesie versorgt. Die Fäden sind selbstauflösend und müssen darum nicht gezogen werden. Es gibt auch Verletzungen, die nicht genäht werden müssen. Dies ist zum Beispiel der Fall bei nicht blutenden Schürfungen am Damm oder an den Labien. Und manchmal entstehen auch gar keine Verletzungen.

Die meisten Geburtsverletzungen sind in den ersten Stunden und Tagen noch etwas unangenehm. Schmerzhaft sind sie aber meist nur, wenn man sehr viel sitzt oder sich viel bewegt. Deshalb ist liegen und kühlen das Beste! Kühlen kann man die Naht sehr gut mit einem Quarkwickel und wenigen Tropfen Lavendelöl. Bei nicht zu lindernden Schmerzen kann auch ein Schmerzmittel eingenommen werden. In den ersten Tagen ist es wichtig, dass eine Fachperson den Heilungsprozess beobachtet.

rund8fit. Hebamme Hoch2

 

Ein weiterer Punkt auf der “Sorgenliste” der Schwangeren bezüglich Geburtsverletzungen ist die Ausscheidung. Das erste Mal Wasserlassen ist meist unangenehm, da der Urin ein Brennen verursachen kann. Darum ist es sinnvoll während dem Wasserlassen mit einer Abspülflasche gleichzeitig den Urin zu verdünnen.

Beim Stuhlgang ist es wichtig, dass man sich Zeit nimmt und die Hebamme nach Tipps fragt, wenn es nicht funktioniert. So kann man frühzeitig die Verdauung anregen und auf einen weichen Stuhlgang achten.

Sobald die Naht vollständig verheilt ist, ist es wichtig, dass Gewebe zu massieren, um die Bildung von Narbengewebe zu verhindern. Dazu kann ein natürliches Öl, am besten ohne Zusatzstoffe, verwendet werden.

Falls trotz der Massage der Naht, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftauchen sollte man dies unbedingt ansprechen. So kann bei einer gynäkologischen Kontrolle nochmals geschaut werden, was das Problem ist und man kann eine Lösung finden.

 

rund8fit. Hebamme Hoch2

Bei höhergradigen Dammverletzungen (Dammriss Grad III und IV) ist es wichtig, dass nach der Heilung der Naht, eine physiotherapeutische Behandlung stattfindet um die Beckenbodenmuskulatur gezielt in einem Einzeltraining wieder aufzubauen.

Nach 6-8 Wochen ist es für alle Frauen an der Zeit einen Rückbildungskurs zu besuchen. Dabei wird die Muskulatur des Beckenbodens und der umliegenden Muskulatur wieder gestärkt und aufgebaut.

Geburtsverletzungen möchte wahrscheinlich niemand, aber sie gehören einfach ein wenig dazu. Die Natur hat das aber sehr gut eingerichtet, dass diese Verletzungen im Normalfall sehr rasch und problemlos verheilen. 

 

Diesen Artikel haben Fabienne und Tatjana für uns geschrieben. Sie sind freiberufliche Hebammen und auf Geburtsvorbereitungen spezialisiert. Lies hier mehr über ihre Person und ihr Angebot, wie z.B. ihre Gruppenkurse, und besuche die beiden im Instagram.

 

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Über die Autorin Fabienne und Tatjana

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