Sport nach Kaiserschnitt muss langsam beginnen.

Auch ein Kaiserschnitt, die sogenannte Schnittentbindung, Sectio caesaria oder BAUCHGEBURT, ist eine Geburt. Die Geburt braucht Heilung und Zeit. Das ist besonders auch nach einer Bauchgeburt, einer grossen Bauchoperation, wichtig. Schliesslich würdest du nach einer Knieoperation auch nicht ohne Rehabilitation wieder durchstarten. In diesem Artikel erfährst du zudem: Mit welchen Übungen du nach einer Sectio starten darfst, was bei der Rückbildung wichtig ist und worauf du beim Einstieg in den Sport nach Kaiserschnitt achten kannst.

Ungefähr jedes dritte Kind kommt in der Schweiz per Kaiserschnitt zur Welt (in der Schweiz liegt die Kaiserschnittrate über 30%, in Deutschland und Österreich knapp darunter). Dazu gehören Wahlkaiserschnitte, sekundäre Kaiserschnitte und Notkaiserschnitte (kommen sehr selten vor).

Die Regeneration nach einer Sectio ist individuell und je nach Frau sehr unterschiedlich. Wichtig ist aber für alle: Es ist eine Bauchoperation, bei welcher verschiedene Schichten (Haut, Fettgewebe, Bindegewebe, Muskulatur und Bauchfell) betroffen sind. Die Heilung braucht RUHE und ZEIT. Auch die emotionale Heilung ist nicht zu unterschätzen, besonders nach einem sekundären Kaiserschnitt oder Notkaiserschnitt.

 

Was passiert eigentlich bei einem Kaiserschnitt?

In der Regel gibt es beim Kaiserschnitt einen Querschnitt durch die Bauchdecke. Dabei sind mehrere Schichten (auch Faszien) betroffen. Hier findest du ein Video zur Veranschaulichung und hier die einzelnen Schritte:

  • nach dem Querschnitt bei der Bauchdecke wird das Fett- und Bindegewebe durchtrennt oder gedehnt (bei der Misgav-Ladach-Methode),
  • bei der queren Bauchmuskulatur die Sehnenplatte quergespalten,
  • die gerade Bauchmuskulatur zur Seite geschoben – WICHTIG: Die Bauchmuskeln werden nicht durchschnitten, sondern gedehnt!
  • das Bauchfell durchtrennt,
  • und abschliessend werden Gebärmutter und Fruchtblase eröffnet.

 

Heilung und Narbe nach einem Kaiserschnitt

Hier gibt es grob ein paar Fakten zum Heilungsprozess nach einem Kaiserschnitt:

  • Nach 7 Tagen heilt die Wunde an der Gebärmutter, nach ca. 14 Tagen ist das Nahtmaterial absorbiert.
  • Nach 7 Wochen sind die Wundheilungsentzündungen und Schwellungen abgebaut.
  • Nach ca. 7 Monaten ist der anatomische Zustand der Gebärmutter wie vor der Sectio.
  • ABER: Die Reissfestigkeit ist erst nach ca. einem Jahr wieder vorhanden. Deshalb wird nach einem Kaiserschnitt empfohlen, ein Jahr zu warten bis zur nächsten Schwangerschaft.

Sport nach Kaiserschnitt

Die Behandlung der Sectionarbe ist wichtig. Hier hilft eine regelmässige Narbenmassage (zum Blogbeitrag: Narbenpflege nach Kaiserschnitt), es können Schüsslersalze (Nr. 1 & 11) eingenommen werden, auch ein Tape (z.B. von der Hebamme) kann helfen und auch eine Narbenentstörung (bei einer Fachperson, z.B. Osteopathin) ist empfehlenswert.

 

Tipps fürs Wochenbett bei einem Kaiserschnitt

Nach einer Bauchgeburt kann die Rückbildung der Gebärmutter etwas länger als zehn bis 14 Tage dauern. Stillen kann diesen Prozess unterstützen, weil durch das Hormon Oxytocin Nachwehen ausgelöst werden. Bauchmassagen und auch Bauchlagen (bei Schmerzen an der Narbe z.B. stehend über einen Tisch) können die Rückbildung ebenfalls positiv beeinflussen.

Besonders betroffen ist die Bauchmuskulatur. Diese muss zuerst heilen und nachher langsam wieder aktiviert werden. Wir zeigen dir in unserem kostenlosen Wochenbettkurs nach Kaiserschnitt unter anderem solche ersten Wahrnehmungsübungen.

Der Beckenboden wird zwar während der Geburt weniger belastet. Aber durch die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft ist das Gewebe weicher und auch das Babygewicht belastet den Beckenboden während des Schwangerschaftsverlaufs. Zudem kommt es auch drauf an, ob es eine geplante Sectio war oder ob es irgendwann während der Geburt zum Kaiserschnitt kommt. Je nach Zeitpunkt und Umstände wurde dann der Beckenboden auch mehr beansprucht. Fazit: Auch nach einer Bauchgeburt MUSS der Beckenboden Thema sein. Einerseits durch beckenbodenfreundliches Alltagsverhalten (z.B. Toilettenverhalten, über Seite husten/niesen), andererseits durch Wahrnehmungsübungen und leichte Aktivierung im Wochenbettverlauf.

So kannst du im Wochenbett nach einer Sectio vorgehen:

  • Die ersten Tage nach der Geburt empfehlen wir Venengymnastik zur Thrombosenprophylaxe und auch eine Bauchatmung zur Unterstützung der Wundheilung.
  • Die Bauchlage (welche bei der Rückbildung des Uterus hilft) darf eingenommen werden, sobald es aufgrund der Narbe geht (je nach Empfinden). Alternativ kann diese stehend beispielsweise über einem Tisch  (Bauchlagenstand) durchgeführt werden.
  • Wahrnehmungsübungen für den Beckenboden dürfen durchgeführt werden, wenn sie keine Schmerzen bereiten.
  • Nach ca. 2-3 Wochen dürfen grundsätzlich ähnliche Übungen aufgenommen werden wie nach einer vaginalen Geburt. Viele Sequenzen und Übungen findest du in unserem kostenlosen Wochenbettkurs. Dabei sind vor allem die Wahrnehmung und leichte Aktivierung von Beckenboden- und Bauchmuskeln, Atmung und Haltung zentral.
  • Oft ist die Balance eine besondere Herausforderung nach einer Sectio caesaria, welche zuerst auch wieder geübt werden sollte (z.B. Einbeinstand, Zehenspitzen).
  • Wichtig ist vor allem auch das Alltagsverhalten und die Entlastung der Bauchmuskulatur in der ersten Zeit: Verstopfung vermeiden (z.B. Leinsamen), Aufstehen strikt nur über die Seitenlage und kein schweres Heben und Tragen, wobei Letzteres manchmal gerade mit älteren Kindern eine Challenge ist. Tipps: Auf dem Boden wickeln, im Sitzen das Kind zu sich nehmen.

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Tipps für das Rückbildungstraining bei einem Kaiserschnitt

Wichtig ist generell: Besuche auch nach einer Bauchgeburt einen Rückbildungskurs! Leider hält sich der Mythos „Nach einem Kaiserschnitt braucht es kein Rückbildungstraining.“ noch immer. Hier in der Grafik findest du einige Gründe, weshalb Heilung und Rückbildungstraining auch nach einem Kaiserschnitt sehr wichtig sind.

rund8fit, Bauchgeburt Rückbildung und Heilung.

 

Auch hier ist es schwierig zu sagen „warte nach einer Sectio mindestens x Wochen, bevor du mit der Rückbildung startest„. Weil erstens spielt es eine Rolle, wie der Rückbildungskurs aufgebaut ist. Zweitens die sportliche Frau dann vielleicht bereits wieder über 1 Stunde spaziert oder andersweitig belastet und es für sie eben auch gut wäre, würde sie rechtzeitig etwas über die Atmung, die Haltung, Aktivierung des Beckenboden und der tiefen Bauchmuskeln mitbekommen. Wichtiger ist hier wohl der Fakt, dass die Wundheilung in der Regel 7 Wochen braucht und dass die Wundheilungsentzündungen und Schwellungen dann abgebaut sind (kann aber auch länger dauern).

Es macht aber auch hier Sinn, das Rückbildungstraining erst nach einer Arztkontrolle aufzunehmen. Nimm auch Rücksprache mit deiner Rückbildungs-Kursanbieterin (je nach Aufbau oder ob es ein geschlossener Kurs ist).

In der Regel besuchst du nach einem Kaiserschnitt denselben Rückbildungskurs wie Frauen nach einer vaginalen Geburt. Deshalb empfehlen wir dir, besonders auf diese Aspekte zu schauen:

  • Bauchmuskeln: Diese wurde in der Schwangerschaft überdehnt und bei der Sectio verletzt. Das Zusammenspiel mit dem Zwerchfell, der Beckenbodenmuskulatur und auch aller am Becken befestigter Muskeln ist deshalb besonders wichtig. Sonst kann es zu Instabilität, Rücken- und / oder Kreuzschmerzen oder auch Beckenbodenproblemen führen.
  • Rektusdiastase: Wie oben erwähnt werden die Bauchmuskeln durch die Schwangerschaft und Geburt belastet. Es ist wichtig, die Rektusdiastase zu stabilisieren und alle Bauchmuskeln wieder zu kräftigen.
  • Haltung: Gerne kompensiert die Körperrückseite, besonders die Rückenmuskulatur, was dort auch zu Beschwerden führen kann. Auch eine Hohlkreuzhaltung ist nicht selten. Deshalb ist es wichtig, während der Rückbildung immer wieder die Haltung einfliessen zu lassen.
  • Balance, Balance, Balance: Oft ist nach einer Sectio das Zusammenspiel zwischen Bauchmuskeln und den am Becken befestigten Muskeln nicht optimal. Das kann zu Instabilität, Rückenbeschwerden und auch Beckenbodenproblemen führen. Deshalb sind Balanceübungen ein Muss im Rückbildungstraining nach einem Kaiserschnitt.

Sport nach Kaiserschnitt

 

Sport nach dem Kaiserschnitt: dein Wiedereinstieg

Nach einem Rückbildungskurs kannst du in den Sport einsteigen, wie wir es auch nach einer vaginalen Geburt empfehlen: Der Rückbildungsprozess ist mit dem Rückbildungskurs nicht beendet. Starte langsam und führe deinen Körper Schritt für Schritt wieder in den Sport zurück.

Hier findest du ein Beispiel: Wiedereinstieg ins Laufen nach der Geburt

Was musst du besonders beachten nach einem Kaiserschnitt:

  • Wir empfehlen dir unbedingt, deine Narbe zu pflegen und allenfalls auch behandeln zu lassen (z.B. entstören), bevor du beim Sport wieder durchstartest. Das Lösen von Verklebungen entlastet auch den Beckenboden. Hier findest du einen informativen Blogbeitrag zum Thema Narben und Sport: Narbenbeschwerden im Sport nach Kaiserschnitt.
  • Gutes Zusammenspiel von Zwerchfell, Beckenbodenmuskulatur, Rumpfmuskulatur. Deshalb auch später immer wieder auf die Basics achten.
  • Die Haltung auch im eigenen Sport immer wieder betrachten.
  • Und nur weil du eine Sectio hattest, heisst es nicht, dass du keine Beckenbodenprobleme haben kannst. Falls du irgendwelche Beschwerden (z.B. Inkontinenz, Senkungsbeschwerden) wahrnimmst, suche dir Hilfe.

 

 

Mit unserem kostenlosen Wochenbettkurs kannst du 2-3 Wochen nach dem Kaiserschnitt starten.

Beckenbodentraining Rückbildung

Über die Autorin Stefanie Meyer

Ich bin Sportwissenschaftlerin, ausgebildete Sportlehrerin, Laufcoach, aktive Sportlerin (Läuferin, Triathletin, Wintersportlerin) und Mutter von drei Kindern.

Seit 2015 spezialisiert auf den Beckenboden, Rektusdiastase und allgemein auf die prä- und postnatal Zeit motiviere ich Frauen in und nach der Schwangerschaft - und auch lange darüber hinaus - aktiv zu bleiben.

Für rund∞fit kreiere ich Sportprogramme mit einem progressiven Aufbau und einer Vielfalt an Workouts, welche fordern, aber je nach Phase nicht überfordern!
Immer basierend auf der Grundlage, dass der Körper einer Frau besondere Ansprüche hat, nicht nur sechs Wochen, Monate oder Jahre nach der Geburt, sondern für immer.

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